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AutorenbildKerstin Hilsberg

Pestheilige. Fürsprecher in der Not.

Lange Zeit wurde die Pest als Strafe Gottes für die Verfehlungen der Menschen betrachtet. Umso mehr war dies der Fall, da die Bemühungen von Ärzten und Obrigkeit zur Eindämmung der Krankheit nur wenig Erfolg zeigten. Hilfe suchte man im Glauben, in Prozessionen und Gebeten und natürlich in der Anbetung verschiedener Pestheiliger, die beispielsweise als Statuen rund um Pestsäulen nach wie vor für uns präsent sind.

Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Pestheiliger, aber eine kleine Auswahl derer, die man häufig rund um Pestsäulen sehen kann, sei hier vorgestellt.


Rochus wurde der Legende nach Ende des 13. Jahrhunderts in Montpellier in eine adelige Familie geboren. Sein Erbe verschenkte er an die Armen und pilgerte anschließend nach Rom. Dort nahm er sich ebenso wie unterwegs der Pestkranken an. In Piacenza erkrankte er schließlich selbst an der Pest und war dazu gezwungen, sich in eine Hütte im Wald zurückziehen, da er im Spital nicht geduldet wurde. In dieser Hütte wurde Rochus von einem Engel gesund gepflegt und ein Hund brachte ihm Brot zur Stärkung. Nach seiner Genesung kehrte Rochus in seine Heimat zurück, wurde dort allerdings als Spion verdächtigt und gefangen genommen. Er starb noch in Gefangenschaft und wurde erst nach seinem Tod erkannt.

Rochus wird üblicherweise in Begleitung eines Hundes, der ihm ein Brot reicht, dargestellt. Manchmal begleitet ihn auch ein Engel. Häufig sieht man ihn in Pilgertracht mit Hut, Stab, Flasche, Jakobsmuschel und Tasche. Meist zieht er seine Kleidung zurück und zeigt auf die Pestbeule an seinem Oberschenkel.


Sebastian war der Legende nach im 3. Jahrhundert Hauptmann der Prätorianergarde, also der Gardetruppe des römischen Kaisers. In dieser Position setzte er sich für die Christen ein und bekehrte auch selbst Menschen zum Christentum. Kaiser Diokletian ließ ihn daher anklagen, an einen Baum binden und von seinen Bogenschützen erschießen. Sebastian wurde für tot gehalten, aber die Witwe eines Märtyrers nahm ihn mit und pflegte ihn gesund. Nach seiner Genesung trat er Kaiser Diokletian erneut gegenüber, wurde aufs Neue angeklagt, dieses Mal erschlagen und in die cloaca maxima, das antike Kanalsystem Roms, geworfen. Er erschien daraufhin einer Christin im Traum, die nach seinen Anweisungen den Leichnam fand und bestatten ließ.

Der Heilige Sebastian wird üblicherweise an einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt gezeigt. Diese Pfeile wurden zu Pestzeiten als die „Pestpfeile“ eines strafenden Gottes gedeutet. Selten sieht man ihn auch in der Kleidung des Prätorianerhauptmannes oder als Ritter dargestellt. Manchmal ist sein Attribut auch der Knüppel, mit dem er erschlagen wurde.



Rosalia, der Legende nach die Tochter des Grafen Sinibaldi am sizialianischen Hof, lebte im 12. Jahrhundert. Im Zuge eines Aufstandes der normannischen Barone gegen König Wilhelm I. von Sizilien wurde ihr Vater hingerichtet und die Familie enteignet. Rosalia soll daraufhin geflüchtet sein und bis zu ihrem Tod als Einsiedlerin auf einem Berg, möglicherweise in einer Grotte auf dem Monte Pellegrino bei Palermo, gelebt haben.

Rosalias Leichnam wurde im Jahr 1624 entdeckt und nach Palermo gebracht, wo gerade die Pest wütete. Zu diesem Zeitpunkt soll die Pestepidemie schlagartig erloschen sein, weshalb Rosalia als Pestheilige verehrt wurde.

Im deutschsprachigen Raum wird sie meist erst ab dem 18. Jahrhundert dargestellt, üblicherweise im langen Kleid, mit Mantel und Schleier und einem Kranz aus Rosen auf dem Kopf. In den Händen hält sie oft ein Kreuz und einen Totenschädel. Manchmal wird sie auch als griechische Nonne gezeigt.


Ägidius war der Legende nach ein vornehmer Athener, der seine Heimat im 8. Jahrhundert verließ, um in Einsamkeit in Südfrankreich zu leben. Dort nährte ihn eine Hirschkuh. Entdeckt wurde Ägidius, als die Hirschkuh während einer Jagd – möglicherweise eine Jagd des Westgotenkönigs Wamba – zu ihm flüchtete und er sich schützend vor sie stellte. Versehentlich traf der Pfeil eines Jägers ihn anstelle des Tieres. Der König bat ihn um Verzeihung und die Errichtung eines Klosters in der Provence – das Kloster Saint-Gilles, dessen erster Abt er wurde.

Dargestellt wird der Heilige Ägidius meist als Benediktiner mit Abtstab und Buch sowie in Begleitung einer Hirschkuh. Häufig wird er von einem Pfeil durchbohrt.



Franz Xaver wurde 1506 bei Pamplona geboren, studierte in Paris und schloss sich Ignatius von Loyola an. Nach seiner Priesterweihe führten ihn Missionsreisen durch Asien, wo er 1552 in China starb. Franz Xaver gilt als Mitbegründer des Jesuitenordens und als einer der Wegbereiter der christlichen Mission in Ostasien.

Dargestellt wird der Hl. Franz Xaver meist in der Kleidung eines Priesters, mit Kruzifix und Lilien, manchmal auch mit einem flammenden Herz oder einer Jakobsmuschel. Häufig tauft oder predigt er auf den Darstellungen.


Karl Borromäus wurde 1538 als Graf Borromeo am Lago Maggiore geboren. Er studierte in Pavia, wurde dann von seinem Onkel, Papst Pius IV., nach Rom gerufen, wo er zum Kardinal und Erzbischof von Mailand ernannt wurde. Als sein besonderer Verdienst werden die Wiedereröffnung, die Durchführung und der Abschluss des Konzils von Trient gesehen. Geprägt war sein Handeln auch von seiner aufopfernden Seelsorge und seinen Bittgängen während der Pest 1576.

Dargestellt wird der Hl. Karl Borromäus üblicherweise in der Kleidung eines Geistlichen. Sein Attribut ist meist das Kreuz. Als Zeichen der Pestbittgänge trägt er auch häufig einen Strick um den Hals, oft kommen Totenkopf, Pestpfeile, Mitra oder Kardinalshut dazu.

 

Literaturtipp:

Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten. Von Hiltgard L. Keller, 13. Auflage 2018.

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